Nach Amputation und evtl. Kurzzeitpflege steht im Allgemeinen ein Reha-Aufenthalt mit Interimsprothese und Gehschultraining an.
Viele Kliniken in der Metropolregion Nürnberg vermitteln ihre Patienten an das Reha-Zentrum „Roter Hügel“ in Bayreuth. Grund genug für uns als Selbsthilfe- und Initiativgruppe, die wir ja auch in der Peer-Beratung aktiv sind, diese Fachklinik für Orthopädie unter die Lupe zu nehmen.
Wir hatten uns natürlich angemeldet und wurden mit 12 Interessierten eingeladen, die Klinik am Donnerstag den 18.04.2019 kennen zu lernen.
Bei einem PowerPoint-Vortrag erläuterte uns der Key-Account-Manager Herr Helmut Schaudeck die Zugehörigkeit des „Roten Hügel“ zur MEDICLIN-Gruppe. Demgemäß ist MediClin ein interdisziplinäres Rehabilitations-Zentrum mit den Fachbereichen Neurologie, konservative Orthopädie mit Physiotherapie und der Geriatrie. MediClin ist eine von allen Kostenträgern anerkannte Rehabilitationsklinik. Für die Orthopädie besteht die Anerkennung bei Rentenversicherungsträgern und gesetzlichen Krankenkassen für sowohl für Anschlussheilbehandlung (AHB), Heilverfahren (HV) als auch Anschlussrehabilitation (AR).
Die Ausstattung ist funktionell bis komfortabel, mit angenehmem Ambiente, überwiegend Einzelzimmer, stets behinderten- bzw. teilbehindertengerecht.
Die therapeutische Ausstattung erstreckt sich über Physiotherapie, Sport- und Bewegungstherapie, Physikalische Therapie, Ergotlherapie, Kreativ- und Kunstsherapie, Ernährungsberatung und Entspannungstherapie. MediClin verfügt über einen großen Physiobereich für Wasseranwendungen, einen großen Gymnastik-Fitnessraum mit modernsten Geräten zum angeleiteten oder selbständigem Üben.
Lobend zu erwähnen ist das umfangreiche Freizeitangebot im Bereich Sport und Fitness oder auch Kultur mit Ausflügen nach Bayreuth und Umgebung. Es besteht Busverbindung ins Zentrum von Bayreuth, zu verkehrsberuhigten Bereichen mit Fußgängerzone, abwechslungsreichen Ladengeschäften, Cafés, Restaurants und Sehenswürdigkeiten wie dem renovierten Markgräflichem Theater usw.
Prothetische Rehabilitation hat als Ziel die Wiederherstellung und Optimierung von Alltagsfunktionen um Hilfebedarf und Pflegebedürftigkeit zu vermeiden bzw. zu vermindern. Die konkreten Wünsche der Patienten liegen neben der allgemeinen Rehabilitation besonders in der Handhabung der Beinprothese, in der Gehschulung.
Ziel der Behandlung sollte sein, die Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit des Amputierten zu verbessern bzw. wieder herzustellen.
Ist die Ausrichtung des Reha-Zentrum „Roter Hügel“ von MediClin hierzu in der Lage?
Unser Eindruck:
Die Rahmenbedingungen wie therapeutische Ausstattung und personelle Kompetenz sind sicher vorhanden; nach unserem Eindruck bei der Besichtigung und den Gesprächen mit fachklinischem Personal gilt dies grundsätzlich auch für die personale Kompetenz.
Auch für RehaClin ist das Ziel der Reha-Maßnahmen, die Selbständigkeit und Eigenverantwortung der Amputierten zu verbessern. Wobei dieses Rehabilitationsziel darauf ausgerichtet ist, den Rehabilitanten unterstützend zu helfen, möglichst vollkommene Genesung zu erlangen, um ihnen die Teilhabe im gesellschaftlichen oder auch beruflichen Leben zu ermöglichen.
Wesentliches Leistungsmerkmal ist für MediClin die integrative Versorgung der Patienten durch ein Fachärzteteam aus Neurologen, Internisten und Orthopäden. Dies kommt insbesondere den älteren und pflegebedürftigen Patienten mit Mehrfacherkrankungen zugute. MediClin nimmt den ganzen Menschen in den Blick. Die für ältere Menschen charakteristische Mulitmorbidität (Mehrfacherkrankungen), das Zusammenspiel von körperlichen und seelischen Störungen sowie die sozialen Umstände werden besonders beachtet. Aus Patientensicht sicher eine sinnvolle Vorgehensweise!
Wobei dem Patienten aber immer eine aktive Rolle zugeschrieben wird, um Krankheitsfolgen zu mildern und die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu bessern.
Besonders Frau Dr. Beate Hiller, Ärztin im „Roten Hügel“, liegen die Amputations-Patienten sehr am Herzen. Wie von ehemaligen Patienten berichtet, kümmert Sie sich sehr kompetent und verständnisvoll um deren Behandlung. Von Seiten mehrerer Selbsthilfegruppen-mitglieder wurde uns bestätigt, dass die Rehabilitation und das Gehschultraining als sehr effektvoll empfunden wurde, allerdings auch als sehr anstrengend. Aber wir wissen ja: auf dem Weg zu einem annähernd natürlichen Gehverhalten wird uns nichts geschenkt. Ziel jedes persönlichen Einsatzes ist es, nach erfolgten rehabilitativen Maßnahmen, natürlich immer individuell, das Erhalten oder Wiedererlangen einer Berufsfähigkeit zu erreichen bzw. mindestens einen möglichst beschwerdefreien, leistungsfähigen und selbständigen Patienten zu entlassen. Wenn dies auch nur annähernd gelingt, ist ein wichtiger Schritt für ein „normales“ Leben mit Amputation getan!
Natürlich kann eine Betriebsbesichtigung immer nur die theoretischen Grundlagen und aktuelle Gegebenheiten berücksichtigen. Danach ist das Reha-Zentrum Roter Hügel in Bayreuth aus unserer Sicht durchaus zur Reha mit Gehschule für Amputierte geeignet bzw. zu empfehlen.